Geldgipfel: Rückblick Preview-Workshop "Game Change"

Was braucht es für einen echten „Game Change“ in unserem Wirtschafts- und Finanzsystem? Welche mentalen Infrastrukturen halten uns individuell wie kollektiv davon ab, neue Wege zu beschreiten? Zu dieser Thematik haben sich Referent*innen und Teilnehmer*innen im vierten und letzten digitalen Geldgipfel-Workshop am 17. März 2021 ausgetauscht.

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Was geschah...

Zur Einleitung präsentierte Katharina Beck (Reinventing Society - Zentrum für Realutopien) die Grundproblematik des Workshops: Der unproduktive Dauerkonflikt zwischen solchen die das System ablehnen („Game Denial“) und denen, die es beibehalten wollen („Game Acceptance“). Dabei bräuchte es einen anderen Ansatz – nämlich das Streben nach einem „Game Change“ – einer Veränderung des Systems welche die Realitäten anerkennt. Visualisiert wurde das Problem durch einen Sketch zwischen einer Aktivistin (gespielt von Anna Reisch, Reinventing Society - Zentrum für Realutopien) und einer so genannten „Game Accepter“ – also einer Person, die das momentane System akzeptiert, wie es ist (gespielt von Katharina Beck).
Während der Diskussion zeigte sich schnell, was vielen Teilnehmer*innen bekannt vorkommen dürfte: Das Gespräch eskalierte. Vorwürfe der Lüge, des Unwissens, der Radikalität und nicht-beachtung anderer Lebensrealitäten wurden laut. Die Gesprächspartnerinnen redeten nicht miteinander, da jede nur für sich sprach, sodass sie keine gemeinsame Grundlage für ihre Diskussion finden konnten.

Game Denial, Game Acceptance und Game Change

Nachdem die Problematik durch den Sketch anschaulich dargestellt wurde, folgte ein Input von Emil Ejner Friis, Buchautor und Mitbegründer von Metamoderna. Er unterstrich, dass es immer ein System, immer ein „Spiel“ gibt und geben wird. Wenn man es nicht spielt, wird man auch nichts erreichen können. Gleichzeitig muss man aber nicht akzeptieren, dass es so funktioniert wie es momentan der Fall ist. Denn die Spielregeln lassen sich ändern. So wird man zum Beispiel nicht aufhören können, weltweit zu handeln und Transportmittel herzustellen. Aber wie wir Handel treiben und was für Transportmittel wir produzieren, können wir ändern! Letztlich gibt es immer Gewinner und Verlierer, aber wir können die Dramatik des Verlierens minimieren und immer wieder neue Chancen geben.

Daran anknüpfend stand die Verbindung zwischen Game Change und Gefühlen, im konkreten Traumata im Mittelpunkt. Trauma ist ein Überforderungszustand unseres Organismus, welcher sich in unseren Körpern festsetzt und unsere Lebensqualität stark beeinflusst. Gleichzeitig gibt es darüber wenig Wissen und eine große Tabuisierung. Dabei wäre es wichtig, sich mit Traumata zu beschäftigen um wirklichen Game Change zu erreichen. Das gilt für Einzelne genauso wie für eine Gesellschaft, die zum Beispiel durch Krieg, Flucht, Sklaverei, Rassismus und Sexismus Traumata erlebt hat. Eine Aufarbeitung von (intergenerationaler) Traumata wäre ein guter Nährboden für einen echten Game Change laut Anna Reisch.

Zum Abschluss hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, untereinander und gemeinsam mit den Referent*innen zu diskutieren. Gesprochen wurde über vielfältige und schwerwiegende Thematiken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Dieses sehr wertvolle Gespräch wollen wir gerne mit Ihnen beim Geldgipfel am 30. April und 1. Mai fortsetzten.

Hier können Sie sich zum digitalen Geldgipfel anmelden.

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Über die Preview-Workshops

Die gesamten Preview-Workshops gehören zu einer Reihe von Veranstaltungen, die gemeinsam unter dem Titel „Zukunftsrat“ mit dem „Netzwerk Plurale Ökonomik“ gestaltet werden – vorbereitend auf den vierten Geldgipfel am 30. April und 1. Mai 2021. Der Geldgipfel 2021 wird veranstaltet vom GLS Treuhand e.V. in Kooperation mit der GLS Bank Stiftung und der GLS Bank.

Ihr Kontakt

Das Netzwerk Plurale Ökonomik

Das Netzwerk Plurale Ökonomik e.V. ist ein Dachverband von 31 Hochschulgruppen aus Deutschland und Österreich. Das Netzwerk setzt sich für ein neues wirtschaftliches Denken und Handeln ein und will Öffentlichkeit, Hochschulen und Politik sensibilisieren, Akteur*innen der pluralen Ökonomik miteinander vernetzen und so mittel- bis langfristig bestehende Institutionen, Lehrcurricula und Forschungsprogramme in den Wirtschaftswissenschaften verändern.

Als Einzige setzen sich die etwa 30 ehrenamtlich aktiven Studenten*innen nicht für eine spezielle ökonomische Denkschule ein, sondern für alle Theorieansätze und Methoden. Dieser Ansatz und diese Organisationsform sind einzigartig im deutschen Sprachraum und sollen die Rolle und das Verständnis von Ökonomik, verstanden auch als Bestandteil von Politikberatung, nachhaltig verändern. Das Ziel ist es, dadurch zur Entwicklung sozial gerechter und ökologisch tragbarer Lösungen für die Probleme unserer Zeit beizutragen.

Video-Dokumentation

Dr. Hermann Falk, Vorstandsmitglied des GLS Treuhand e.V., begrüßt zum 4. Workshop "Game Change".

Katharina Beck, Reinventing Society - Zentrum für Realutopien, stellt den "Zukunftsrat" vor.

Anna Reisch und Katharina Beck, Reinventing Society - Zentrum für Realutopien, diskutieren im Sketch über "Game Acceptence" und "Game Denial".

Emil Ejner Friis, CEO and co-founder of Metamoderna, gibt einen Überblick über "Game Denial".

Anna Reisch, Reinventing Society - Zentrum für Realutopien, bezieht sich auf "Game Change" und Trauma.

Dr. Hermann Falk, GLS Treuhand e.V., richtet zusammenfassende Abschlussworte an die Teilnehmenden.

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